Zentrum für Integrative Psychotherapie Bahnhofstr. 27-33 65185 Wiesbaden 0611 - 447 692 02
Essstörungen Symptome und Störungsbilder Bei den Essstörungen stehen Probleme mit dem Essen im Vordergrund. Allen Störungen gemeinsam ist das häufige Denken ans Essen und an Themen rund um das Essen. Häufig verbieten sich die Betroffenen bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Süssigkeiten), was dann Heisshunger auf diese Speisen auslöst. Auch Fastenperioden und viele Diäten prägen das Bild. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch im Leben eine Essstörung entwickelt liegt bei ca. 17%. Innerhalb eines Jahres haben ca. 11% der Bevölkerung eine Essstörung. Überwiegend sind Frauen mit Bulimie und Anorexie betroffen. Starkes Übergewicht ist bei beiden Geschlechtern verbreitet mit zunehmender Tendenz. Auch hier spielen Ängste eine entscheidende Rolle: Die häufigste Angst ist dick zu werden und dann unattraktiv für andere Menschen zu werden. Diesem Muster liegt in der Regel eine Selbstwertproblematik zugrunde. Bulimie (Ess-Brechsucht): Hier wechseln sich Heißhungerattacken mit übermäßigem Essen mit nachfolgenden selbstausgelösten Erbrechen ab. Die Angst dick zu werden und letztlich als Frau und/oder als Mensch weniger oder nichts mehr wert zu sein ist hier führend. Häufig werden Diäten oder Fasten durchgeführt. Es werden aber auch Abführmittel genutzt und exzessiv Sport zur Gewichtsregulierung gemacht. Anorexie (Magersucht): Hier steht die Verweigerung Nahrung im ausreichenden Maß zu sich zu nehmen im Vordergrund mit entsprechend massiver Gewichtsabnahme. Die Gewichtsabnahme kann so stark sein, dass die Betroffenen in lebensbedrohliche Zustände kommen und einige daran auch sterben. Neben dem Versuch die bestehende ausgeprägte Selbstwertproblematik zu kompensieren erleben die Betroffenen ausgeprägte Kontrolle über sich selbst und ihren Körper, was für sie meistens sehr attraktiv erlebt wird, vor allem in Situationen, in denen die Betroffenen Ohnmacht anderen Menschen gegenüber erleben (Kontrollproblematik). Sie beweisen den anderen, dass diese keine Macht über sie besitzen, was letztlich auch stimmt. Der Preis ist dafür nur enorm hoch und die Betroffenen haben in der Regel keine Freiheit, dass Muster wieder zu unterbrechen. Letztlich manövrieren sie sich in eine Pseudo-Selbstbestimmung hinein und bezahlen mit ihrem Lebensglück und häufig mit ihrem Leben. Übermäßiges Essen mit Essattacken mit und ohne Übergewicht (Esssucht): Essattacken können auch im Rahmen von anderen psychischen Störungen auftreten. Häufig wird Essen zur Veränderung von unangenehmen emotionalen Zuständen genutzt, was kurzfristig durchaus wirkt. Langfristig nehmen die Betroffenen aber an Gewicht zu und bekommen daraufhin zusätzlich emotionale, soziale und körperliche Probleme. Sie versuchen dann mit Diäten und Nahrungsmittelverboten dagegen- zuregeln, was im Sinne eines Teufelskreises wieder zu Essattacken und zu dem bekannten Jo-Jo-Effekt mit weiterer Gewichtszunahme führt. Adipositas : Massives Übergewicht durch zu große Nahrungsaufnahme und zu wenig Bewegung führt zu körperlichen Folgeerkrankungen. Dicksein macht krank, da unsere Körper nicht für Nahrungsüberfluss und Bewegungsmangel gebaut sind. Diäten machen langfristig durch den Jo-Jo-Effekt dick. Wer also schon mehrere Diäten hinter sich hat, wird immer schwerer Gewicht abnehmen. Bis etwa 20 kg Übergewicht kann durch viel Sport und Ernährungsumstellung eine langfristige Gewichtsregulation erreicht werden. Bei mehr als 25-30 kg Übergewicht zeigt die Erfahrung, dass hier kaum noch anhaltende Erfolge erzielt werden können. Einzelfälle sind die Ausnahme. Hier muss eine chirurgische Maßnahme in Erwägung gezogen werden, um die Teufelskreise zu durchbrechen und die Gesundheit wieder herzustellen. Wir weisen darauf hin, dass Büromöbel in der Regel bis 110 kg Gewicht zugelassen sind. Bis 120 kg halten diese noch gut durch, eine darüber liegende Gewichtsbelastung kann die Stühle kaputt gehen lassen. Bei erheblichen Übergewicht (> 120 kg) müssen Sie sich an eine Spezialambulanz wenden. Unsere Praxis ist diesbezüglich nicht ausgerüstet. Physiologie : Essstörungen sind nicht nur alleine eine psychische Störung, wovon lange ausgegangen wurde. Emotionale Probleme und Stress sind meistens der Einstieg in eine Essproblematik. Die Reaktionen des Körpers auf Diäten und verbotenen Nahrungsmittel sind aber physiologisch. Der Körper registriert einen Mangel und startet sein Steinzeitüberlebensprogramm: er regelt seinen Energie- umsatz herunter und kommt mit immer weniger Energie aus; die überschüssige Energie wird in Fett als Reserve gebunkert; er gibt den inneren Impuls "Iss' soviel Du kannst und möglichst hochkalorische Nahrungsmittel, weil bald wieder Mangel herrscht!". Dieses Programm dient unserem Überleben in einem Umfeld, in dem Nahrungsmangel herrscht (Steinzeitsituation). Die mangelnde Bewegung in unserer Kultur verstärkt das Muster zusätzlich. Dieses einst sinnvolle Programm ist heute in der Überflussgesellschaft nicht mehr adäquat und führt bei vielen Menschen zu Problemen, auch zunehmend bei unseren Kindern. Es kann nicht einfach gestoppt werden. Deshalb müssen wir einen besseren Umgang mit diesem Programm entwickeln, um aus diesen Teufelskreisen herauszukommen. Behandlung Moderne Psychotherapie ist bei Essstörungen bei entsprechender Mitarbeit der Betroffenen wirksam und berücksichtigt angemessen die emotionalen Probleme und die körperlichen Mechanismen. Medikamente, die die unangenehmen emotionalen Zustände günstig beeinflussen können phasenweise hilfreich sein. Erste Medikamente, die die Gewichtsregulation günstig beeinflussen, sind auf dem Markt, sind seh teuer und haben starke Nebenwirkungen. Es muss langfristig eine Normalisierung des Essverhaltens und eine gesunde Gewichtsregulation erreicht werden. Schwere Adipositas kann nur noch chirurgisch sinnvoll behandelt werden. Eine psychotherapeutische Begleitung kann hier sinnvoll sein. Als Verfahren haben sich die Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie bewährt, insbesondere die störungsspezifischen Aspekte sind unverzichtbar.